Hr. Kalbfell bietet Eltern weiterhin "Apps" als Alternative zur Kinderbetreuung an

Dialog mit ca. 100 Teilnehmer:innen

Im Rahmen einer Online-Informationsveranstaltung am 22.09.2022 präsentierte die Stadtverwaltung Leinfelden-Echterdingen, vertreten durch den Sozialbürgermeister Carl-Gustav Kalbfell und das Team des Amtes 40, ihre Maßnahmen zur Personalgewinnung und Öffnungszeiten in den städtischen Kindertagesstätten, und stellte sich den Fragen der anwesenden Eltern.

Anwesend waren knapp unter 100 Teilnehmer:innen. Der Gemeinderat war ausschließlich durch Fr. Sinner-Bartels (SPD) vertreten.

Wir begrüßen ausdrücklich den damit begonnen Dialog, insbesondere die zeitliche Lage in den Abendstunden, das Online-Format, und die ausreichend lange Dauer.

Auch wenn der Teilnehmerkreis beschränkt wurde auf Eltern die bereits für eins ihrer Kinder einen Platz (wenn auch mit gekürzten Öffnungszeiten) haben. Eltern mit Absagen, oder mit Wartelisten auf einen Betreuungsplatz waren nicht eingeladen, genauso fehlten Vertreter:innen der Kindertagesstätten und Erzieher:innen, die als direkt Beteiligte durchaus relevante Beiträge hätten haben können.

Einige O-Töne von Teilnehmer:innen zur Dialogbereitschaft
Positiv: die Bereitschaft der Stadt zum Austausch
~ M.D.
Positiv dito. 
~ S.B.
Positiv: finden wir ebenfalls, dass die Stadt Bereitschaft zum Austausch zeigt.
~ S.W.

Inhaltliche Kritik

O-Töne der Teilnehmer:innen
Negativ: wenig Informationsgehalt für mich. Wenig kurzfristige Lösungen
~ M.D.
Außerdem scheinen mir die Schritte bzgl Entlastung der Leitungen und Erzieher durch Büro- und Hauswirtschaftskräfte sinnvoll. Sollte aber noch weiter vorangetrieben, war mein Eindruck.

Negativ: offensichtlich schlechtes Personalmarketing (keine Stellenanzeigen auf den gängigen Onlineportalen). Bzgl Schulkindbetreuung fand ich die Aussage von Hr. Kalbfell ("es gibt noch keine Vorgaben, also können wir uns noch nicht vorbereiten") unprofessionell. Diese Einstellung von wegen wir würden ja, aber die da oben liefern ja nicht. Frau Krebs hat das immerhin noch etwas relativiert.
~ S.B.
1) Die Einladung zu diesem Termin ging nur an Eltern, deren Kinder aktuell in einer städtischen Einrichtung betreut werden, ganz als ob das die anderen vom Betreuungsnotstand betroffenen Eltern nicht interessieren würde... (Was ist z.B. mit den vielen Eltern, deren Kinder aktuell nur auf einer Warteliste stehen?)

2) Trotz erhaltenen Vorschlägen aus der Elternschaft hat die Stadtverwaltung wenig bis keine kurzfristigen Lösungsansätze aufgezeigt die weiter verfolgt werden. Vermutlich wollte Herr Kalbfell auch aus diesem Grund die Zahl der Veranstaltungsteilnehmer klein halten...

3) Genaue Zahlen und Fakten wurden Mal wieder wenig bis nicht genannt. Dies veranschaulicht leider wieder einmal, welchen geringen Stellenwert die Kinder in unserer Gemeinde haben. Die Anzahl der unbetreuten Kinder, die für das laufende Schuljahr immer noch keinen Platz bekommen haben, sind für die Damen und Herren von der Stadtverwaltung leider immer noch nur eine "Zahl" wie jede andere, die man im Falle erst mal nachschlagen muss.
~ S.W.

Hr. Kalbfell weiterhin ohne Fakten

Auch aus den Anmerkungen einiger Teilnehmer:innen in der Veranstaltung selbst wurde erkennbar, dass Hr. Kalbfell bisher kein Problembewusstsein für die Lage, und die mangelnden Erfolge seiner Maßnahmen erkennen lässt.

Das im Rahmen der Vorbereitung eines solchen Termins zwar ausführlichen PowerPoint-Folien erstellt werden, und diese ausführliche präsentiert werden, zeigt das Engagement der Verwaltung — leider aber ohne jegliche Zahlen, Fakten, Prognosen.

Rhetorisches verweisen auf die Bundespolitik, und noch ausstehenden Detailinformationen u.a. zu 2026, hilft hier leider auch nicht. In Zeiten von Unsicherheit wären wenigstens das Erstellen von Szenarien angebracht.

Ignorieren der eigenen Handlungsmacht der Stadt

Inhaltliche wird weiterhin der Diskurs um die Problematik nur auf den Faktor "Personalneugewinnung" gelegt. Die abysmale Situation im Umgang mit dem Bestandspersonal, die sich durch eine hohe Fluktuation (rein Anekdotisch, hier hat die Stadt immernoch keine Zahlen vorgelegt), und einen sehr hohen Krankenstand von ~10% (vor Corona) bereits objektikv messbar zeigt, wird weiterhin geflissentlich ignoriert. Der "Fachkräftemangel" dient dabei als Argumentatives Vehikel um die eigenen Defizite zu verdecken.

Weiterhin fehlende Perspektive für Eltern

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Eltern von der Stadt weiterhin allein gelassen werden, mit immer kürzeren Öffnungszeiten, Absagen, einem Mangel an Plätzen und einer völlig unklaren Warteliste.

Im Zusammenhang mit diesen Entwicklungen kann die Tatsache, dass der erste Ratschlag an die Eltern lautet, "Apps" zu verwenden, nur als Spott verstanden werden.

Keine Fortführung des Dialoges geplant

Leider verschob Herr Kalbfell auch die Fortsetzung dieses Formats auf "frühestens in einigen Monaten". Aus der Argumentation dazu "Erst wenn es auch wieder was passiert ist", zeigt sich leider, dass es auch ursprünglich nie um "Transparenz und Kommunikation"  ging, sondern ausschließlich um eine politische Selbstdarstellung des Bürgermeisters.

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