Iris Papadakis-Tauscher (Freie Wähler)

Stellungnahme zur Kinderbetreuung in LE

Bitte beschreiben Sie den aktuellen Zustand der Kinderbetreuung in LE aus Ihrer
Perspektive.

Aus meiner Perspektive sind die aktuellen Zustände in LE´s Betreuungseinrichtungen wirklich unhaltbar. Als staatl. anerkannte Erzieherin weiß ich, wie qualitativ gute Betreuung aussehen muss! Ich bekomme die Nöte der Eltern hautnah mit wenn ich meinen Sohn in der Grundschule abhole und dort Eltern mit ihren Kindergartenkindern im Schlepptau unterwegs sind, weil die Betreuungszeit wieder mal gekürzt wurde. Wir alle wissen mittlerweile was die Coronaeinschränkungen mit Kindern gemacht hat – umso schlimmer finde ich die Tatsache, dass Kindern und Familien nun schonwieder derartige Steine in den Weg gelegt werden – Kinder brauchen Beständigkeit um sich entwickeln zu können!

Welche Fehler wurden aus Ihrer Sicht in den letzten 5 Jahren gemacht, die korrigiert
werden sollten?

Die Fehler wurden aus meiner Sicht nicht erst in den letzten 5 Jahren gemacht, sondern ab dem Zeitpunkt wo von Kindergärten auf Kinderhäuser mit Ganztagsbetreuung umgestellt wurde. Hier wurde sämtliche Energie in den Bau gesteckt, ohne die personellen Kapazitäten und die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt zu Ende zu denken. Dazu kommt, dass man im Zuge der Eröffnung von Kinderhäusern auch die frühkindliche Betreuung massiv ausgebaut hat, sodass dieser betreuungsintensive Zweig viele Fachkräfte bindet, die jetzt bei den 3-6 Jährigen fehlen.

Ich maße mir nicht an von Fehlern zu sprechen, aber ein Blick nach Stuttgart reicht um zu verstehen, dass hier mehr Anreize für gutes Personal geschaffen werden müssen (ab Juli gibt es hier die Stuttgartzulage in Höhe von 150 Euro brutto bei Vollzeit Arbeit, das 49 Euro Ticket wird komplett übernommen und je nach Träger gibt es hier noch die ein oder andere Sonderzulage). Bezahlung nach Tarif reicht heute für die jungen pädagogischen Fachkräfte, die zuhause ausziehen wollen, leider nicht mehr aus! Günstiger Wohnraum und optimale Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes sind wichtige Kriterien.

Für welche Maßnahmen, die über die bisherigen hinausgehen, werden Sie sich
persönlich einsetzen?

Günstiger Wohnraum für frisch ausgebildetes Personal, wäre ein Punkt. Ein weiterer Punkt wäre Kooperationen mit sozialpädagogischen Fachschulen, um gut ausgebildete Fachkräfte zu bekommen. Kooperationen mit Vereinen und Senioren (Leseomas, Werk – Opas etc.), sind aus meiner Sicht unerlässlich und sind auch bei eingehaltenem Personalschlüssel eine Bereicherung.
Desweiteren würde ich dafür plädieren, dass jede Einrichtung teambildende Coachings und regelmäßige Mitarbeitergespräche bekommt – wer wertgeschätzt und gehört wird, geht auch gerne zur Arbeit!

Welche zusätzlichen Maßnahmen, die zu kurzfristiger Verbesserung führen, wären für
Sie denkbar?

Für mich wäre kurzfristig, aber nur vorrübergehend denkbar, einige pädagogische Fachkräfte vom U3 Bereich in den Ü3 Bereich zu versetzen. Im U3 Bereich wo es überwiegend um liebevolle und zugewandte Betreuung und Bindung geht, könnte ich mir vorstellen Mütter / Senioren / oder einfach Menschen mit Herz ohne pädagogische Ausbildung, einzusetzen. Ich weiß aber, dass die rechtlichen Hürden hier (zurecht) enorm hoch sind. Desweiteren gibt es eine 2-monatige Ausbildung zum Kitahelfer, die bequem online absolviert werden kann und rund 1300 Euro kostet (wird vom Jobcenter oder der Arbeitsargentur über Bildungsgutscheine
komplett übernommen).

Wie kann die Stadt Familien in L-E unterstützen, die aufgrund von fehlender /
unzureichender Kinderbetreuung und dadurch verursachtem Einkommensausfall in
eine finanzielle Notlage geraten?

Auf jeden Fall müssen die Betreuungsentgelte angepasst und bei Ausfall erstattet werden.