Marcus Olbrich (SPD)

Stellungnahme zur Kinderbetreuung in LE

Bitte beschreiben Sie den aktuellen Zustand der Kinderbetreuung in LE aus Ihrer Perspektive.

Salopp gesagt: „die Hütte brennt“. Aufgrund des Fachkräftemangels ergab sich in den letzten Jahren ein nicht unerheblicher Rückstau an Plätzen, so dass viele Familien ohne dringend benötigten Betreuungsplatz da stehen. Teilweise führt der Fachkräftemangel auch zur Einschränkung von Öffnungszeiten. Dies fällt auf die Familien zurück und zwingt manche Elternteile zur Reduktion der Erwerbstätigkeit.

Der Fachkräftemangel ist kein spezifisches Problem von LE, daher ist es überaus schwierig die aktuellen Lücken durch ausgebildetes Personal zu füllen. Die Belastung der Erzieher*innen in den Einrichtungen ist durch die teilweise dünne Personaldecke erheblich gestiegen, was letztendlich das Risiko für Erkrankungen deutlich erhöht.
Daher ist ein entscheidender Punkt, um die Kinderbetreuung kurz- und mittelfristig sicherzustellen, das vorhandene Fachpersonal zu entlasten und zu stärken.
Als Vater von zwei Kindergartenkindern sehe ich in unserer Einrichtung täglich den Einsatz der Erzieherinnen, um reguläre Öffnungszeiten anzubieten, häufig durch Leistung von Überstunden und zum Teil auf Kosten der eigenen Gesundheit. Die stellenweise nötigen Einschränkungen in den Betreuungszeiten stellen uns als berufstätige Eltern vor manche Herausforderungen.

Welche Fehler wurden aus Ihrer Sicht in den letzten 5 Jahren gemacht, die korrigiert werden sollten?

Der Bedarf für Betreuungsplätze wurde in der Vergangenheit stellenweise zu zurückhaltend kalkuliert, so dass sowohl Räumlichkeiten, als auch Personal nicht in benötigtem Umfang zur Verfügung standen. Der aktuelle Fachkräftemangel verschärft die Problematik zusätzlich. Die Planungsfehler der Vergangenheit dürfen sich nicht wiederholen. Zumindest Räumlichkeiten müssen, unabhängig von der aktuellen Personalsituation, entsprechend realistisch geplant werden.

Für welche Maßnahmen, die über die bisherigen hinausgehen, werden Sie sich persönlich einsetzen?

Neben der realistischen Planung von Betreuungsplätzen für Kleinkinder muss das Konzept zur Betreuung von (Grund-) Schulkindern dem tatsächlichen Bedarf angepasst werden. Der Betreuungsbedarf in Familien endet normalerweise nicht mit dem Ende der Kindergartenzeit. Hier müssen gerade mit Blick auf den kommenden Rechtsanspruch auf Ganztagebetreuung in der Grundschule entsprechend tragfähige Konzepte ausgearbeitet werden, um ähnlichen Engpässe, wie wir sie aktuell in der Kleinkindbetreuung erleben, vorzubeugen.

Welche zusätzlichen Maßnahmen, die zu kurzfristiger Verbesserung führen, wären für Sie denkbar?

Wichtig ist es zunächst, dass für die hier arbeitenden Erzieher*innen die Arbeitsatmosphäre und -umgebung so gestaltet werden, dass es zu wenigen Kündigungen kommt. Denn nur ein positives Arbeitsumfeld lädt dazu ein, hier arbeiten zu wollen. Darüber hinaus sind Anreize für neues Personal ein weiteres Mittel, um die Arbeit in LE attraktiver zu machen. So können schon vermeintliche Kleinigkeiten, wie genügend Mitarbeiterparkplätze und somit der Wegfall des täglich nervenzehrenden Kampfs um eine Parkmöglichkeit, große Auswirkungen auf die Attraktivität eines Arbeitsplatzes haben. Zudem wäre die Unterstützung bei der Wohnungssuche, oder die Bereitstellung von Wohnraum eine weitere Möglichkeit, neuen Fachkräften eine Arbeit in LE schmackhaft zu machen

Wie kann die Stadt Familien in L-E unterstützen, die aufgrund von fehlender / unzureichender Kinderbetreuung und dadurch verursachtem Einkommensausfall in eine finanzielle Notlage geraten?

Neben der Priorisierung der Kinderbetreuung im Gemeinderat in den nächsten 5 Jahren bleibt zu prüfen inwiefern bereits existierende Instrumente, wie z.B. der Stadtpass, genutzt werden könnten, um diesen Familien zu helfen.